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Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche), Weimar

Der Sakralbau zählt zum Weltkulturerbe und ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmale Weimars. Der heute als Konglomerat aufeinander folgender Bauepochen erscheinende Gebäudekörper basiert in seinen Ausmaßen wesentlich auf einer, dem gesamten 15. Jh. entstammenden gotischen Hallenkirche. Im anschließenden 16. Jh. wurden nur einige An- und Umbauten vorgenommen. Die bis heute hin erlebbare Gestaltung des Erscheinungsbildes der Fassaden dahingegen geht auf die Jahre 1735- 38 zurück und erfolgte erst unter J.A. Richter.

 Die mit der Denkmalpflegerischen Zielstellung zur Fassadeninstandsetzung von St. Peter und Paul formulierte Sanierungsaufgabe sah die Entfernung der durch Luftverschmutzung entstandenen/ umgesetzten Auflagerungen vor. Im weiteren wurde die Erfordernis einer grundhaften Sanierung von Putz, Naturstein und Fugennetz festgestellt und die schützende Ausrüstung der Bauaußenhaut vor neuerlichen substanzschädigenden Umwelteinflüssen als erforderlich erklärt.
Der bearbeitete Bauabschnitt umfasste die Außenflächen des Kirchenbaues an Kirchenschiff, Chor, barocken Eckanbauten und Turm incl. der erforderlichen farblichen Fassung aller Fassaden ergänzender Bauteile.

Ziel und Aufgabe der Bau- und Restaurierungsplanung war, die Stadtkirche St. Peter und Paul wieder als historisch gewachsenen Baukörper erlebbar zu machen.

Aufgrund des sehr hohen Anteiles rein manueller Handwerksleistungen am Gesamt- Instandsetzungsaufkommen wurde die Realisierung des geplanten Bauvorhabens als Vergabe- Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei der Bundesanstalt für Arbeit beantragt und nach erfolgter Bewilligung mit insgesamt 15 ABM- Beschäftigungsstellen durchgeführt.

Die Konservierungsmaßnahmen beinhalteten Reduzierungen der Salzkonzentration, Festigungen zur Erhöhung von Kohäsion und Festigkeit historischen Steinmaterials, Klebungen verschiedenartig gebrochener und abgelöster Teile sowie konservatorische Verschlüsse geklebter Risse.

Die vom Fachhandwerk ausgeführten Restaurierungsarbeiten konzentrierten sich auf Formergänzungen mit hochsulfatbeständigen Restaurierungsmörteln und Naturstein. Dabei wurde angestrebt, auf den Versatz von Vierungen weitmöglich zugunsten von Mörtelanträgen zu verzichten.

Zerstörtes Steinmaterial im Mauerwerk sowie an Strebepfeilern und Zierrat erfuhr Ersatz durch Neuquader bzw. steinmetzmäßig bearbeitete Werkstücke. So erhielten u.a. die instabilen, innerhalb der Schallluken befindlichen Maßwerke wieder ihre bis dato fehlenden Mittelrippen incl. der zur statischen Sicherung erforderlichen Windeisen aus Edelstahl.

Fugenstopfmörtel und faserarmierte Deckverfugung wurden in ihrer Zusammensetzung exemplarischen Objektbefunden nachgestellt und als konfektionierte Sonderware geliefert und verarbeitet. Aufgrund der komplizierten Schadsituation kamen an Sockeln, Gewänden und Profilen auf die spezifischen Einsatzorte abgestimmte Spezialmörtel zur Anwendung. Gehaltener, historisch bedeutender Putzbestand mittels erfuhr Kartierung umfassende Dokumentation.

Die Verputzung von Jochflächen, Schiff und Chor erfolgte in Tagwerksausführung als frei aufgetragener Kellenwurfputz, die barocken Eckanbauten erhielten im gleichen Ausführungsmodus einen Kellenziehputz.

Die Turmfassaden wurden mit einem Kellenglättputz versehen. Unmittelbar folgend fand eine abschließende Behandlung der Fassadenflächen mittels freskalem, mehrlagigem Auftrag eines Kalk- Kaseinanstrich statt.

Sämtliche unverputzten Natursteinteile tragen nach Abschluss der Gesamtmaßnahme ebenfalls eine mehrlagige Kalk- Kasein- Farbfassung, allerdings in Secco- Technik aufgetragen. In weiteren Fassadenbereiche wie Sockeln, Gewänden und Profilen wurde die Wahl der speziell eingestellten Anstrichsysteme von der jeweiligen Belastungssituation bestimmt.

Sämtliche Fenster und Türen erhielten nach grundhafter Instandsetzung und Wiederherstellung uneingeschränkter Gangbarkeit einen deckend aufgetragenen Ölfarbanstrich.

Im Zusammenhang mit der Wiedereinfügung von Maßwerkmittelrippen in den Schalluken erfolgte ein ein Austausch vorhandener Verschlussprovisorien durch neugefertigte klangverbessernde Lamellenläden einher, die zudem als „fledermausdurchlässig“ eingerichtet wurden.

Als Deckung der vorhandenen Portalverdachungen, Strebepfeilervorlagen, Brüstungsschrägen von Schalluken sowie des oberen Turm- Gurtgesimses kamen gefalzte und überfälzte Bleischaren zum Einsatz, dabei wurden Wandaufkantungen kappleistenlos in eigens gefräste Nuten eingesteckt und mit Bleiwolle ausgeschlagen.

Vorhandene Dachrinnen und Fallrohre wurden durchrepariert und ergänzt, Die bestehende Blitzschutzanlage erfuhr eingehende Überarbeitung und Funktionsüberprüfung.

Die ursprüngliche Planungsvorgabe des Bauherren sah vor, die Dachflächen der Kirche bis auf Reparaturarbeiten geringen Umfanges grundsätzlich und bewusst aus der konzeptionellen Betrachtung zu nehmen.

Bereits zu Beginn der Instandsetzung vorhandener Dachkästen wurden jedoch erhebliche, verdeckt liegende Schäden am Bestand der hölzernen Dachkonstruktionen festgestellt. In der Folge mussten die Mansarddächer aller vier Eckanbauten nahezu vollständig aufgenommen werden.

Auf Grundlage eines Gutachtens über Zustand und Schädigungsgrad vorhandener Dachhölzer erfolgte die schrittweise behutsame Bestandssanierung der Anbaudächer . Dabei wurde besonderer Wert auf größtmöglichen Erhalt originaler Substanz gelegt.

Infolge der tiefgehenden Schädigung und teilweisen Zerstörung einzelner Hölzer erstrecken sich die Arbeiten schließlich über die Mansarden hinaus bis in die angrenzenden Innenräume, Deckenflächen und Mauerkronen sowie die abschließenden Walmen.

Nach Abschluss der Konstruktionssanierung wurden sämtliche Mansarden und Gaupen der barocken Eckanbauten in Altdeutscher Deckung neu verschiefert. Die Walmen der vier Anbauten erhielten nach Erneuerung der Schalungen Wulstfalz- Scharendeckungen aus Blei.

 

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