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Rezension

Andreas Rentmeister: Instandsetzung von Natursteinmauerwerk, Band 9 der Reihe Altbaumodernisierung, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2003, mit 60 Abb., davon 20 in Farbe, 240 S., 49,99 Euro

 

Die Instandsetzung von Natursteinmauerwerk, ein hochkomplexes Thema, erfolgt in der Praxis ausschließlich in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Entsprechend erwartungsvoll sieht man einem Buch mit diesem Titel entgegen.

Das Vorwort des Herausgebers, Prof. Manfred Gerner, »Kampf dem Steinzerfall- durch Pflege und Restaurierungsmaßnahmen«, stimmt den Leser ein. Doch weshalb eigentlich Kampf? Prozesse erkennen, verstehen und entsprechend zu reagieren ist die Aufgabe der Denkmalpflege. Es gilt nicht Siege zu erringen, sondern das Anvertraute zu bewahren, um es weiter reichen zu können. Gerner überrascht durch die Bezeichnung des Werks als Handbuch, er weist auf den Lehrbuchcharakter hin, darauf, dass es jedem »Nutzer« zur Erstellung von Konzepten dienen soll. Könnte dieses Buch eine solche Lücke füllen, wäre es wahrlich von größtem Nutzen, doch das Ziel ist zu hoch gesteckt.

Noch dazu erklärt der Autor Andreas Rentmeister in der Einführung, dass er sich nicht nur auf das Instandsetzen von Natursteinmauerwerk beschränken will. Vielmehr soll gleichsam die Konservierung und Restaurierung von Kulturgut aus Stein abgehandelt werden. Man könnte sich also darüber freuen, in einem Handbuch eine solche Fülle von Fachwissen auf 240 Seiten komprimiert vorzufinden.

Nach etwa einem Drittel des Buches hat uns Rentmeister die Gesteinsentstehung und deren Verwitterung erläutert. Zumindest wissen wir nun, wie kompliziert doch alles ist. Einer heimatkundlich aufgezogenen Gesteinskunde folgt die Verarbeitung von Naturwerksteinen. Daran schließt sich das Kapitel zur Verwitterung und zu den Schäden an. Wir erfahren etwas über die theoretische Vorbereitung der »Steinrestaurierung«, ein offensichtlich relativ einfaches Gebiet, will uns der Autor weismachen. Bauforschung beschränkt sich in dieser Abhandlung im Wesentlichen auf das »Studieren von Schriftüberlieferungen«. Unter restauratorische Untersuchungen versteht der Autor das Ermitteln der Abfolge historischer Farbfassungen. Die wichtigsten Auswahlkriterien der Bauaufnahme und Zustandsbeschreibung, so erschließt es sich dem Leser, sind Zeit und Kosten. Das Kapitel endet mit einer schematischen Darstellung des Restaurierungsablaufs. Hier wird uns nochmals verdeutlicht, dass die Grundvoraussetzung einer guten Restaurierung der »Eigentümerauftrag« ist. Noch vor der Bestandserfassung wird das Restaurierungsziel festgelegt. Dass die Baugenehmigung vor der denkmalpflegerischen Zielstellung vergeben wird, bleibt hoffentlich ein frommer Wunsch des Autors. Auch die Erteilung einer denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis findet er nicht erwähnenswert.

Endlich, nach etwa der Hälfte des Buches, scheint Rentmeister zum eigentlichen Buchttitel zurückzufinden. Allerdings wird das Beschreiben der »Restaurierungsleistungen« in nur 71 Seiten abgefertigt, es folgen die »Rechtlichen Rahmenbedingungen«. Ein 30-seitiger Anhang mit Adressen von Institutionen? ist, vor allem gemessen am hohen Anspruch des Werks, unvollständig, ungenau und wirkt zusammengewürfelt. Z.B. existiert die angegebene Telefonnummer des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege seit dem 14. Juni 1999 nicht mehr und das Institut für Steinkonservierung e.V., Wiesbaden wird zum »Institut für Steinforschung e.V.« umgetauft. Das ist ärgerlich, handelt es sich doch um eine öffentlich geförderte Einrichtung zur Unterstützung der staatlichen Denkmalpflege Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen.

Auch wenn die Gliederung des Buches übersichtlich ist und logisch erscheint: Die Gedankensprünge des Autors erschweren den Fortlauf. Meist sind die Texte sehr verallgemeinernd, dann verlieren sie sich wieder ohne Übergang in Details. Am Ende stellt der Autor ernüchternd fest, dass es neben diesem und jenem Erwähnten ja noch unzählige andere Probleme und Lösungen gibt. Es entsteht der Eindruck des Unvollständigen und in aller Eile Zusammengetragenen.

Dem Titel wie den Erwartungen an ein Handbuch wird das Buch in keiner Weise gerecht. Das Hauptthema umfasst noch nicht einmal ein Drittel des Werks. Das Konzept gleicht einem Erfahrungsbericht und ist nicht wirklich eine sachliche Abhandlung, der die Fachwelt dringend bedurft hätte. Am Ende bleibt die Frage, wem das Buch nutzen kann: Ist es als Übersicht für den Laien, als Pflichtlektüre für Praktikanten oder als Erinnerung an das Grundstudium für Ingenieure und Architekten zu betrachten? Als Handbuch jedenfalls kann die »Instandsetzung von Natursteinmauerwerk« keinesfalls dienen. Vieles hat Rentmeister gesammelt. In vielen Dingen muss man ihm zustimmen. Vieles kommt dem Leser aber auch bekannt vor, sodass es besser gewesen wäre, Zitate exakt zu kennzeichnen und Quellen entsprechend anzugeben. Der Annex Literaturverzeichnis reicht hier nicht aus.

Wenn Rentmeister eine Messlatte anlegt, so muss er sich auch selbst daran beurteilen lassen: »..., aber letztendlich entscheidet nicht der Besitz einer Urkunde, sondern die Qualität der eigenen Arbeiten darüber, ob man die fachliche Herausforderung bewältigen kann«, S. 208.

J. Linke, Mellingen im Mai 2004

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